Aktien: Dividende und Substanz


Aktien gehören zu den wichtigsten Instrumenten der Geldanlage. Sparen und Investieren mit Hilfe von Aktien ist nicht linear vorhersehbar und birgt daher Risiken, dafür jedoch auch eine wesentlich höhere Rendite. Uns soll es nicht um Spekulation gehen, sondern um solide Anlagestrategien gehen, wie dem Value Investing - der Anlage in Substanzwerte - sowie der Dividenden-Strategie in einem ewigen Portfolio.

Bei Aktien handelt es sich um Anteile an Unternehmen. Der Aktionär wird Miteigentümer und genießt eine variable Beteiligung am Unternehmensgewinn - der Dividende.

Für ein ausgeglichenes Portfolio sind Aktien unersetzbar. Dieser Leitfaden soll Ihnen dabei helfen die Grundlagen des Value Investing zu verstehen und sicher mit Aktien umzugehen.



Value Investing

Der Preis einer Aktie - eines Anteils am Unternehmen - muss nicht dem tatsächlichen inneren Wert entsprechen. Der Markt neigt zu euphorischen Übertreibungen während einer Hausse und dramatischen Untertreibungen in der Baisse. Ziel der Value-Strategie ist es den inneren Wert eines Unternehmens zu ermitteln und die Differenz zum gegenwärtigen Kurs als Maßstab der Attraktivität der Aktie heranzuziehen.

Wenn Sie ein Unternehmen finden, dass 30% unter dem inneren Wert gehandelt wird, können Sie einen Euro Unternehmenswert für 70 Cent kaufen. Langfristig werden sich die beiden Werte einander annähern. Um derartige Kaufgelegenheiten zu finden, bedarf es geeigneter Auswahlkriterien und nützlicher Kennzahlen.

Sicherheitsmarge

Die Sicherheitsmarge bestimmt den Abstand des Kaufpreises zum inneren Wert. Sie dient zur Abfederung von unvermeidbaren Abweichungen bei der Berechnung des inneren Wertes oder bei Fehleinschätzungen. Konservative Investoren kaufen Aktien bei einer Sicherheitsmarge ab 30% - dies hängt jedoch von der Risikofreudigkeit der Investoren ab.

Graham's 10 Kriterien 

Die folgenden Kriterien wurden von Benjamin Graham aufgestellt. Sie zeigen eine besonders hohe Werthaltigkeit des Investments an und können uns bei der Auswahl geeigneter Aktien helfen.

1. Die Gewinnrendite ist mindestens doppelt so hoch wie die Rendite einer Schuldverschreibung mit höchster Bonität (AAA).
2. Das gegenwärtigen Kurs-Gewinn-Verhältnis beträgt höchstesn 40% vom Maximalpunkt der letzten 5 Jahre.
3. Die Dividendenrendite beträgt mindestens zwei Drittel der Rendite einer Schuldverschreibung höchster Bonität (AAA)
4. Der Marktpreis der Aktie beträgt höchstens zwei Drittel des materiellen Buchwertes.
5. Der Marktpreis beträgt höchstens zwei Drittel des Netto-Umlaufvermögens (Umlaufvermögen verringert um die kurzfristige Verschuldung)
6. Die Summe sämtlicher Verbindlichkeiten beträgt maximal zwei Drittel des materiellen Buchewertes.
7. Die Luquidität 3. Grades (Umlauftvermögen / kurzfristige Verschuldung) ist größer als 2
8. Die Summe sämtlicher Verbindlichkeiten ist geringer als das doppelte Netto-Umlaufvermögen.
9. Die Wachstumsrate der Erträge beträgt beträgt über die vergangenen 10 Jahre mindestens 7%.
10. Über die vergangenen 10 Jahre darf ein Unternehmen nur in maximal 2 Jahren negatives Ertragswachstum von über 5% aufweisen.

Diese Kriterien erfüllt natürlich nur ein Traum-Unternehmen. Dennoch sind diese Richtlinien nützlich bei der Identifizierung von Stärken und Schwächen eines Unternehmens - gerade in Phasen schlechter Konjunktur. Besonders wichtig war Graham Punkt 5 - der niedrige Marktpreis signalisiert eine echte Unterbewertung. Punkt 10 zeigt uns, dass das Unternehmen auch in schwierigen Zeiten weiterhin Erträge generieren kann. 

Papiergeld: Auswirkungen

Durch die Aufhebung der Golddeckung des Dollar 1973 gibt es eine Gefahr für Vaule-Investoren, die nicht vertraut mit der Konjunkturzyklus-Theorie der Österreichischen Schule vertraut sind. Durch künstliche Kreditausweitung der Zentralbanken kommt es zu Fehlanreizen und Kalkulationsfehlern bei der Bewertung von Unternehmen und deren Chancen.

» Österreichische Konjunkturzyklus Theorie PDF 
Für den interessierten Leser eine umfangreiche Erläuterung der Konjunkturzyklus-Theorie
Das neu geschöpfte Geld der Zentralbank fließt in die Finanzmärkte und erzeugt dort Spekulationsblasen die  früher oder später durch einen Crash bereinigt werden. Da die Spekulanten und Investoren nicht wissen wie lange die künstliche Kreditausweitung anhalten wird, notieren überbewertete Aktien sogar längere Zeit auf diesem Niveau.

Helfen kann uns bei der Identifikation einer Spekulationsblase das sog. Tobin's Q. Es handelt sich um einen Indikator, der ein Marktwert-Buchwert-Verhältnis ermittelt. Perioden hoher Q-Werte sind Phasen besonders starker Fehlinvestitionen. Perioden in denen der Q-Wert sinkt, sind Phasen der Liquidierung solcher Fehlinvestitionen.

Wenn Q hoch ist, sind große Verluste nicht länger eine Extremereignis, sondern werden zu einem erwartbaren Ereignis - James Tobin
Der Median für Tobin's Q liegt seit 1900 etwa bei 0,7 und nicht bei 1. Es kann angenommen werden, dass der faire Wert auch bei etwa 0,7 liegen dürfte. Liegt der Wert über 0,7 steigt das Risiko einer Wertminderung für Unternehmensanteile. Je höher der Wert steigt, desto wahrscheinlicher wird eine Korrektur.

» Tobin's Q
Aktuellen Wert online abrufen

Kennzahlen

Um erstklassige Aktien ausfindig zu machen, verwenden Investoren Kennzahlen die Rückschlüsse auf die Leistungsfähigkeit des Unternehmens zulassen.

Gesamtkapitalrentabilität
Return on Invested Capital (ROIC)
Erläuterung: Eine wichtige Kennzahl über die Rentabilität eines Unternehmens. Ist sie höher als die Kapitalkosten, erzeugt das Unternehmen einen Mehrwert für den Anleger. Ist sie negativ, wird Kapital verbraucht.
Fallendes ROIC kann ein frühes Warnsignal dienen.

Gewinn je Aktie
Earnings per Share (EPS)
Erläuterung: Zeigt an ob das Unternehmen Gewinn macht.
Der Trend ist von hoher Bedeutung. Ein Unternehmen mit stabilem EPS-Wachstum über die letzten 10 Jahre ist stark.

Kurs-Gewinn-Verhältnis
Price-Earnings Ratio (P/E)

Erläuterung: Maßstab für die Bewertung von Aktien. Ein hohes P/E zeigt eine hoch, evtl. überbewerte Aktie an. Das P/E ermöglicht es Aktienbewertungen zu vergleichen. Ein P/E unter 15 gilt als günstige Bewertung.
Wachstumsstarke Unternehmen werden höher bewertet.
Unternehmen die Verluste machen haben kein P/E.

Kurs-Cash-Flow-Verhältnis
Price to Cash Flow (P/CF)

Erläuterung: Ähnlich wie P/E zeigt es die Bewertung der Aktie, jedoch lässt sich der Cash-Flow schlechter manipulieren. Die Aussagekraft ist höher als bei P/E.

Dividendenrendite
Dividend Yield (Yield)

Erläuterung: Sie gibt die Verzinsung des investierten Aktienkapitals je Aktie in Prozent an. Vergleichbar mit dem Zinssatz für das Sparbuch, jedoch schwankt diese Verzinsung je nach Geschäftslage.
Vorsicht, die Dividendenrendite allein ist kein ausreichendes Maß für die Aktienbewertung.


Aktien-Screening

Beim Aktien-Screening wird eine Aktienauswahl erstellt, die den eingestellten Kriterien entspricht. So lassen sich die zuvor beschriebenen Kennzahlen nutzen, um Aktien zu finden die den persönlichen Kennzahlen entsprechen.

Ausgezeichnete englischsprachige Screening-Tools finden Sie auf » Finviz oder » Financial Times.

 

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