Montag, 11. Mai 2015

Superzyklus: Rohstoffe

20:49

Wir befinden uns derzeit in einer Phase wirtschaftlichen Scheins. Es scheint als würde sich die Wirtschaft erholt haben und wieder an Fahrt gewinnen. Dies ist sicher teilweise richtig, was verschwiegen wird ist, dass die Ursache für die glimpfliche Erholung die enorme Kreditmengen-Ausweitung durch die Zentralbanken ist. 

Neben dem soliden Rückgrat der Wirtschaft - also den Produkten die tatsächlich sinnvoll sind und effizient produziert werden können, existieren kranke Projekte - Güter die weder sinnvoll genutzt werden oder nicht effizient produziert werden. 

Ein Paradebeispiel für kranke Güter sind die leer stehenden, immer weiter wachsenden Immobilien-Projekte in China - aber auch in anderen Ländern. Dann nehmen wir die Internet-Start-Ups als Beispiel - übertriebene Wachstums- und Gewinnerwartungen führen zu immer absurderen Finanzierungen und Bewertungen. 

Allgemein kann man sagen, dass alle Unternehmen die mit einem großen Hebel - also einer Menge Fremdkapital in Relation zum Eigenkapital - arbeiten, bei einer Verschlechterung ihres Geschäftsfeldes Probleme bekommen werden. Branchen die derzeit besonders starke Hebel nutzen sind: Die Finanzbranche (traditionell verschwindend geringes Eigenkapital, siehe Finanzkrise), der Rohstoffsektor (verringert derzeit die Verschuldung, Markt bereinigt sich), die Versorger, Dienstleister (alles im Bereich Medien, Marketing, Fluggesellschaften und Telekommunikation).

Dilemma an den Faktormärkten

Eine gesunde Bewegung am Markt ist notwendig um das falsch investierte Kapital freizugeben. Die Fehlanreize durch die Politik haben dazu geführt, dass die falschen Projekte Ressourcen binden. Arbeitskraft, Rohstoffe und Kapitalgüter wurden teurer, weil sie von den fehlgeleiteten Investoren mit dem günstigen Geld der Zentralbank nachgefragt wurden. 

Dadurch wachsen gesunde Unternehmen schwächer und haben es schwerer bei ihrer Erholung von der Finanzkrise und folgenden Rezession. Die Erholung findet zwar statt, aber zuviel Kapital ist unwiederbringlich verloren und steckt in falschen Projekten fest. Diese Fehlinvestitionen müssen abgeschrieben werden, wenn das jeweilige Geschäft sich verschlechtert und ein weiteres aufblasen der Bilanz nicht mehr möglich ist. 

Spekulation mit geliehenem Geld

Ein weiterer Faktor der diese Rezession verschleppt, ist die Spekulation auf steigende Faktorpreise und andere Anlageklassen. Wir haben gesehen, dass der Baltic Dry Index - der Auskunft über die Frachtraten im Handelsschiffverkehr gibt - auf eine Allzeit-Tief eingebrochen ist. Die Preise für Rohstoffe sind aber nicht eingebrochen. 

Die Rohstoffe werden gekauft, aber nicht mehr bewegt. Dies ist ein Zeichen, dass Spekulation und Termingeschäfte die Preise künstlich hoch halten, mit der Hoffnung diese würden weiter steigen. Tatsächlich verhindern die hohen Preise jedoch, dass die Rezession überwunden werden kann - der hohe Preis signalisiert eine hohe Nachfrage - diese bricht jedoch vor allem in China derzeit ein. 

Das pikante ist, dass diese Spekulation vor allem durch geliehenes Geld getrieben wird. Es gibt schlicht keine besseren Möglichkeiten Investitionen zu tätigen. Tatsächlich rentable Unternehmen können sich nicht etablieren - die Faktorpreise sind einfach zu hoch. Kredite für neue Unternehmen sind schwierig und die Finanzkrise hat das Reglement verschärft. Die Banken kaufen lieber sichere Anlagen wie Rohstoffe und Immobilien oder etablierte Unternehmen am Aktienmarkt. 

Heute Deflation, morgen Inflation

Die Rohstoffpreise sind gefallen, jedoch nicht so stark wie man hätte erwarten können. Spekulanten stützen die Preise. Vielleicht ist das auch gewollt um die Deflation - die ja unmittelbar durch niedrigen Rohstoffpreise ausgelöst wird - einzudämmen. 

Die Schuldenkrise der Haushalte weltweit ist nur durch Inflation zu lösen - andernfalls droht der Bankrott. Fallende Preise verringern die Steuereinnahmen - die Schulden und die Verzinsung der Staatsanleihen bleiben aber gleich. Es droht der Bankrott falls die Preise fallen.

Dennoch sehen wir Rohstoffe auf einem unglaublich niedrigen Stand - meist direkt oder sogar unter den Förderkosten. Die Rohstoffunternehmen arbeiten hart daran ihre Kosten zu senken und die Effizienz zu steigern - allen gelingt das nicht und der Markt wird bereinigt, Minen werden geschlossen, Fördertürme stillgelegt. 

Das ist vollkommen absurd - günstige Rohstoffpreise sorgen nämlich gerade für einen Aufschwung. Durch günstigere Preise kann viel mehr gekauft werden. Genau das will der Staat aber verhindert - um seine eigene Insolvenz zu verschleppen und die Gläubiger über eine hohe Inflation zu schröpfen.

Die Weichen für eine höhere Inflationsrate werden derzeit gestellt - die Anleihenblase beginnt zu platzen. Was folgen wird, kann nur eine direkte Staatsfinanzierung durch die Zentralbank sein. Griechenland erlebt im Moment, was allen Staaten bei steigenden Zinsen oder einer starken Deflation blühen würde. Die uneingeschränkte Staatsfinanzierung durch die Zentralbank würde vermutlich eine wesentlich höhere Inflation auslösen, als diese derzeit politisch gewollt ist - doch ein Umdenken hat bereits stattgefunden. 

Das Timing ist entscheidend

Was nun passiert ist fraglich - die schlechten Zahlen aus der Wirtschaft, die verschleierte Arbeitslosigkeit und die Schwierigkeiten Chinas könnten die Rohstoffpreise noch weiter einbrechen lassen. Ein Liquiditätsengpass könnte dies ebenfalls auslösen. Die Reaktion wird aber in jedem Falle die uneingeschränkte Finanzierung der Staaten und eventuell auch großer Unternehmen über direkte Anleihenkäufe der Zentralbank sein. 

Spätestens dann werden die Preise wieder steigen und vermutlich in eine starke Inflation übergehen. Rohstoffe werden dann vermutlich haussieren - denn es handelt sich um werterhaltende Substanzwerte. Auch der Aktienmarkt könnte davon profitieren - jedoch sollte man abwarten, ob es nicht zuvor zu einem Crash durch Liquiditätsknappheit kommt.

Aktien die derzeit unglaublich günstig zu haben sind und eine fast schon gehebelte Wette auf dieses Szenario darstellen, sind Rohstoff-Aktien. Edelmetalle, genau wie Industriemetalle. Unternehmen mit hohen Reserven im Boden profitieren doppelt von einer hohen Inflation.

Es ist abzuwarten, wie kommende Anleihen am Markt platziert werden können und wann die Zentralbank einschreiten muss. Griechenland könnte zum Präzedenzfall werden.

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