Donnerstag, 23. April 2015

Warren Buffets Geheimnis - Der Nullzinshebel

15:00


"Bei oberflächlicher Betrachtung könnte man den Erfolg von US-Starinvestor Warren Buffett mit seiner Investmentholding Berkshire Hathaway einfach seiner geschickten Aktienauswahl zuschreiben. Aber Buffetts Erfolgsrezept hat noch eine andere, geheimere Komponente."

schreibt Oliver Baron von der BörseGo AG

Demnach gehörte ein Großteill der Gelder, die Berkshire Hathaway in den vergangenen Jahrzehnten in Aktien solider und günstig bewerteter Unternehmen investieren konnte, nicht dem Unternehmen selbst. Buffet hat sich die nötigen Kredite nicht von einer Bank oder vom Kapitalmarkt teuer beschafft.

Die meisten Gelder die sich Buffet geliehen hatte, stammten von Versicherungsnehmer der USA - denn Buffet hatte im Namen seiner Holding Berkshire Hathaway um die 70 Versicherungsunternehmen gekauft - wie die Firma Geico mit über 13 Mio. versicherten Fahrzeugen.

Das Versicherungsunternehmen bekommt also heute das Geld und muss eine Prämie erst in der Zukunft bezahlen. Der Versicherungsgeber, also Berkshire Hathaway, entspricht so einem Kreditnehmer. Allerdings können die Kreditgebühren - also die Zinsen - wesentlich niedriger sein als bei einem normalen Kredit.

In der jüngeren Vergangenheit hat Berkshire Hathaway noch eine weitere Geldquelle gefunden. Das Unternehmen trat als Optionsgeber auf und schrieb vor allem Put-Optionen. Auch aus diesem Geschäft fließen dem Unternehmen, als dem sogenannten Stillhalter, regelmäßige Prämieneinnahmen zu. Buffet verleiht im Prinzip seine Aktien um sie nach einer gewissen Zeit zurück zu bekommen und bekommt dafür einen Leihzins.

"Die Finanzwissenschaftler Andrea Frazzini, David Kabiller, und Lasse Heje Pedersen schätzten in einer wissenschaftlichen Veröffentlichung, dass Berkshire Hathaway in 60% der Jahre sogar negative Finanzierungskosten hatte. Berkshire musste also vielfach weniger Geld zurückzahlen, als sich das Unternehmen lieh."

Warren Buffet konnte also wesentlich mehr Geld investieren und Renditen einnehmen als dies allein mit dem eigenen Kapital möglich gewesen wäre. Dies ist klassischer gehebelter Handel - jedoch weit riskanter als die Kapitalbeschaffung über die eigenen Versicherungen. Eine starke Baisse am Aktienmarkt und ein Liquiditätsengpass der Gläubiger hätte Buffet das Genick brechen können. Vielleicht wäre Buffet heute weit ärmer, wäre es 2007/2008 nicht zu einem staatlichen Bail-out mit Steuergeldern gekommen.


Die folgende Grafik stellt die durchschnittlichen Finanzierungskosten von Berkshire Hathaway im Versicherungsgeschäft den jeweiligen Durchschnittsrenditen der kurzlaufenden US-Geldmarktpapiere (T-Bills) mit einer Laufzeit von bis zu einem Jahr gegenüber.

"Fast immer konnte sich Berkshire Hathaway günstiger finanzieren als die US-Regierung (T-Bills). Bei den Stillhaltergeschäften (hier nicht dargestellt) realisierte Berkshire in der Regel sogar negative Zinsen."



Wie Frazzini, Kabiller und Pedersen ebenfalls berechnet haben, waren die Investitionen von Berkshire Hathaway in den vergangenen Jahrzehnten ungefähr mit einem Faktor von 1,6 gehebelt. Auf 100 Dollar Eigenkapital kamen im Schnitt also 60 Dollar, die nicht Berkshire gehörten, die das Unternehmen aber dennoch investieren konnte und für die das Unternehmen auch kaum Zinsen zahlen musste. Dieses günstige Fremdkapital, diese seit Jahrzehnten andauernde Niedrigzinsphase, erklärt einen Teil des Erfolgs von Berkshire Hathaway und Warren Buffett.

Über den Einsatz von Kredithebeln für die Geldanlage kann man geteilter Meinung sein - die Aktien bzw. Unternehmen die sich Buffet ausgesucht hat, waren meist die richtigen. Buffet ist als Value-Investor langfristig immer auf der Gewinnerseite. Zumindest diese Angewohnheit sollten Sie sich als Value-Anleger zu eigen machen.



Quelle des zitierten Artikels: http://www.godmode-trader.de/artikel/nullzinsen-das-grosse-geheimnis-von-warren-buffett,4175466

Autor:

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