Freitag, 17. April 2015

Aktien: Substanzwerte schlagen Wachstumswerte

09:00

Oft liest man von neuen Strategien oder soll geniale Börsenbriefe kaufen, die einem versprechen die nächsten Wachstumswerte zu finden. Also jene glücklichen Werte die über 1000 % steigen aber von denen es vielleicht Einen unter Tausenden gibt. 

Das Investment in Wachstumswerte ist nicht unser Weg und es gibt nur sehr weniges Investoren, die einigermaßen erfolgreich in Wachstumswerte investieren.

Unsere Strategie ist es in Value- also Substanzwerte zu investieren.





Wachstumswerte stärker gefragt als Substanzwerte

Bezogen auf den neusten "Asset Flow Report" für Fonds von Morningstar, werden Wachstumswerte weiterhin von den Investoren bevorzugt.

Gesamtvermögen (Mrd. $) Wachstum Substanz Wachstum (%)
Große Unternehmen (Blue Chips) 1.131 783 59%
Mittlere Unternehmen 269 137 66%
Kleine Unternehmen 180 99 65%
GESAMT 1.580 1.019 61%

Stand: 30. Nov. 2013

Anmerkung: Das Gesamtvermögen gemanagter Fonds bezogen auf US Aktien betrug 4,5 Billionen Dollar, davon waren 1,58 Billionen Dollar in Wachstumswerten und nur 1,02 Bio. Dollar in Substanzwerten angelegt. Die übrigen 1,9 Bio. Dollar waren in gemischten Fonds und Branchenfonds investiert, deren interne Verteilung aber nicht weit von der oben aufgeführten entfernt sein dürfte.

Diese Zahlen sind aufgenommen nachdem 17,5 Mrd. Dollar aus den Wachstumswerten in Substanzwerte umgeschichtet wurden. Dies geschah innerhalb der ersten 11 Monate von 2013 und insgesamt 40,9 Mrd. Dollar wurden in Substanzwert-Fonds investiert. Es gab also eine regelrechte Flucht aus Wachstums-Fonds in Value-Fonds und man kann behaupten, dass eine "normale" Verteilung zwischen Wachstum und Substanz noch verdrehter ist. Vielleicht werden die Leute etws vernünftiger, wenn die Politiker es schon nicht sind.

Die Erkenntnis bleibt aber die gleiche - Ein durchschnittlicher Investor tendiert dazu eher Wachstumswerte zu kaufen als Substanzwerte.


Warum ist das wichtig?

Durch die historischen Daten und Kursentwicklungen wissen wir, dass Value-Aktien gegenüber Wachstums-Aktien in allen Vermögensklassen  besser abschneiden, wenn man sie über einen längeren Zeitraum betrachtet. Im Schnitt laufen sie 2,2% besser pro Jahr, bei Unternehmen mit geringer Kapitalisierung (Micro-Caps) ist der Unterschied schon 8% pro Jahr. Wachstumswerte laufen durchschnittlich schwächer als Substanzwerte - und erst recht auf lange Sicht.


Warum sind Substanzwerte besser als Wachstumswerte?

Um die Daten zu verstehen müssen wir erst herausfinden was Wachstumswerte überhaupt sind. Vergessen Sie für einen Augenblick alle Verhältnisse, innere Werte, Sicherheitsabstände und Gewinnwachstumsprognosen und alle die anderen schönen Hilfsmittel die wir gerne nutzen wenn wir Aktien auswählen. Das einfachste ist manchmal zurück zu den Basics zu gehen. Es gibt genau drei Arten von Wachstumswerten:


  1. Ein junge Unternehmen, ein Börsengang: Start-up-Unternehmen die ein gewissen Grad an Geschäftserfolg aufweisen können, noch nicht zwingend profitabel arbeiten, entscheiden sich Aktien auszugeben und einen Börsengang zu wagen. Das Geschäftsmodell erscheint bewährt und es wird starkes Wachstum erwartet.
  2. Eine altes Unternehmen, das Probleme behoben hat und wieder wächst: Jedes Geschäft geht mal durch schlechte Zeiten. Manchmal bedingt durch Konkurrenz, manchmal andere betriebliche Fehler oder externe Umstände die sich geändert haben. Ein gutes Management wird es schaffen die neuen Umstände zu adaptieren und das Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen. Der Aktienkurs wird wieder steigen, wenn die Umstellungen Früchte tragen.
  3. Ein kleines Biotech- oder Pharmaunternehmen: Generell sollten diese Unternehmen als Projekt-Portfolio gesehen werden. Manche Projekte sind erfolgreich, andere nicht. So lange das Portfolio klein ist, hat jedes einzelne Projekt Einfluss auf die Wertschöpfung (oder Abschreibung) für die Investoren. Die Ursache warum man diese Unternehmen anders behandeln sollte ist der, dass sie zu abhängig von externen Effekten sind. Selbst bei gutem Betrieb, Management und solider Finanzierung kann der Erfolg ausbleiben, wenn er von staatlicher Zulassung und Regulierung abhängt. Das Risiko bleibt zu hoch und kann nicht geplant werden.

Börsengänge sind generell schlechte Investments, selbst wenn sie ein starkes Wachstumspotenzial besitzen. Egal welche Wachstumserwartungen ausgegeben werden, sie sind höher als was tatsächlich durch den Börsengang zu erwarten ist. Stellen Sie sich einen Börsengang als legalisierten Insider-Verkauf vor, nur noch schlimmer. Das Management und die Betreiber des Börsengangs haben jeden Anreiz den Preis je Anteil in die Höhe zu treiben, während die Anleger durch unvollständige Informationen behindert werden. 

Value-Anleger hingegen erkunden den Markt eher nach Unternehmen die vorübergehend in einer schwierigen Phase sind und deren Aktie unbeliebt geworden ist. Wir bevorzugen diese Aktien zu kaufen, wenn sie günstiger sind und eventuell sogar Verbesserungen und Wachstum zu erkennen sind. Die Vorteile eines Einstiegs in vorübergehen unbeliebte Aktien sind zahlreich:
  • Niedriger Kaufpreis bedeutet eine höhere Kapitalwerterhöhung
  • Da die Zukunft einer Aktie immer unsicher ist, verringert ein Kauf während maximalen Pessimismus' die Gefahr weiterer Kapitalwertverluste. Es bleibt anzumerken, dass nicht jede Schnäppchen-Aktie auch ein guter Value-Titel ist.

Anmerkung: Dies ist nur eine Art von Aktie nach denen Value-Anleger auf der Suche sind. Es gibt andere Situationen wo Aktien unterbewertet gelten und manchmal ganz unabhängig von ihren Wachstumsaussichten.


Autor:

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